Bilder ins Dasein gesprochen [Teil 2], mit KI in Adobe Photoshop CC. Einfach so
Photoshops neuer neuronaler Filter „Backdrop Creator" will Fakten schaffen.
Mit dem neuronalen Filter Backdrop Creator schickt sich Photoshop an, visuelle Muster anhand einer semantischen Beschreibung der gewünschten Endresultate in Eigenreigie auf die Leinwand zu zaubern (siehe dazu auch den ersten Beitrag in dieser Folge).



In nur wenigen Schritten ist es soweit:
Schritt 1. Arbeitsfläche einrichten.
Schritt 2. Den neuronalen Filter aktivieren.
Schritt 3. Eine Anweisung auswählen oder eingeben.
Schritt 4. Vorschläge evaluieren und Befehle anpassen.
Schritt 5. Vorschläge evaluieren und Befehle anpassen.
Schritt 1. Arbeitsfläche einrichten.
In Photoshop gilt es erst einmal, eine Bildkomposition zu öffnen und die avisierte Arbeitsebene im zugehörigen Bedienfeld zu aktivieren.
(Weniger ist mehr. Eine Ebene mit Features wie Masken, SmartFiltern oder Ähnlichem kann schon mal Probleme bereiten. Notfalls duplifizieren und neu versuchen.)
Schritt 2. Den neuronalen Filter aktivieren.
Generative KI ist in Photoshop CC im Menü Filter > Neuronale Filter… im Abschnitt CREATIVE beheimatet. Der Filter zum Erstellen von Hintergründen und Mustern ist hier mit der Bezeichnung Backdrop Creator eingetragen.
Bevor sich der Filter zu Diensten meldet, muss man ihn mit einem winzigen Regler erst aktivieren und ggf. den Download der zugehörigen Module abwarten.
Schritt 3. Eine Anweisung auswählen oder eingeben.
Das Benutzerinterface des Filters ist recht einfach gestrickt. Es gibt hier erst einmal nichts außer der Eingabeaufforderung (Engl. prompt), des Reglers Vielfalt (Engl. variety) und einiger Schaltflächen.
Die Betaversion nimmt derzeit Anweisungen nur in englischer Sprache entgegen. Dafür dürfen sie ziemlich verzwickt sein.
Mit einem Klick auf die Schaltfläche Popular prompts gelangt man in eine Übersicht, die einige Beispiele beliebter Textanweisungen und Projekte aus Adobes Bildgallerie Behance bereitstellt.
Hier gibt es unter anderem Resultate von Anweisungen wie impressionist mountain landscape painting high quality (impressionistische Berglandschaft Gemälde hohe Qualität) oder tropical green leaves pattern plant lush foliage houseplant (tropische grüne Blätter Muster Pflanze üppiges Laub Zimmerpflanze) zu bewundern.
Schritt 4. Vorschläge evaluieren und Befehle anpassen.
Ein Klick auf eine Beispielaufforderung beschert dem Benutzer drei Varianten der künstlich erzeugten Grafik in einer Miniaturvorschau.
Der/die Digitalkünstler/in kann jetzt den Wortlaut der Eingabeaufforderung immer noch ändern und den gewünschten Grad an Vielfalt mit dem Regler einstellen.
Schritt 5. Auf die Leinwand ausgeben.
Ein Klick auf die Schaltfläche Create und schon schreitet Photoshop wieder eigenständig zu Werke.
Nach einer kurzen Wartepause entsteht eine neue Reihe von Vorschaubildern. Jetzt kann man sie einzeln direkt auf der Leinwand begutachten, ohne das Dialogfenster zu verlassen. Misslungene Versuche lassen sich mit einem Klick auf die X-Schaltfläche aus der Übersicht entfernen. Von den wünschenswerten Varianten kann man neue anfordern. Die benötigte Schaltfläche «More like this» erscheint jeweils kurz vor dem Mauskontakt mit der jeweiligen Bildminiatur direkt auf der jeweiligen Miniatur.
Bedrohlich realitätsnah
In einigen Versuchen ist die KI noch nicht ganz bei der Sache. So versucht sie etwa bei der Eingabeaufforderung Rosen vor bewölktem blauem Himmel (Engl. roses in front of a clouded blue sky), dem Benutzer einen blühenden Apfelbaum unterzujubeln oder will sich um das Rendern der Blumen auch schon mal komplett drücken. Dennoch sind die Resultate im Grossen und Ganzen nicht nur unterhaltsam und originell, sondern auch schon mal wirklich brauchbar – und nicht zwangsweise ausschliesslich abstrakt. Ganz im Gegenteil, man muss sich auch schon auf bedrohlich realitätsnahe Bildkompositionen gefasst machen.
Mit einem Klick auf die einzelnen Miniaturen lassen sich mehrere davon gleichzeitig auswählen.
Die Ausgabe der finalen Grafik führt zur Erstellung einer neuen Ebenengruppe aus allen aktuell ausgewählten Vorschaubildern. Sie erscheinen alle in einer Ebenengruppe übereinander gestapelt, eindeutig gekennzeichnet mit der jeweils angewendeten Aufforderung.
Als Nächstes versucht Photoshop, den Revisionsworkflow zu initiieren, damit der/die Benutzerin das Feedback anderer Workflow-Teilnehmer einholen kann. Doch dafür mag es ja noch zu früh sein. Denn die eigentlichen Herausforderungen beginnen ja erst noch, und zwar beim Komponieren künstlich generierter Inhalte mit dem übrigen Bildmaterial. Hier kommen nämlich wieder rein konventionelle Arbeitstechniken zum Zuge.
Mal stellt sich heraus, dass die Auflösung zu gering ausfiel, ein anderes mal bleibt die Detailtreue auf der Strecke (Fall: rote Ziegensteine), dann wieder passt das Bild von den Proportionen her nicht so gut (die Apfelbaumblüten, die sich als Rosen ausgeben wollen, schiessen sozusagen übers Ziel hinaus). Die Bilder sind auf dem Qualitätsniveau eines Prototyps. Dennoch kommt die Idee jeweils bereits sehr gut herüber.
So gibt es nach nur wenigen Minuten die avisierte Komposition in groben Umrissen zu sehen, ganz ohne die sonst unvermeidlichen und potenziell zeitraubenden „Detours“ zu einer Bilddatenbank. Diese Bildkompositionen vermitteln bereits eindeutig Stimmung und liefern einen guten Ausgangspunkt für eine Diskussion über die weiteren Schritte.
Nach Erhalt der Freigabe für die so improvisierte Bildkomposition kann man dann mit einem richtigen professionellen Foto immer noch nachkarten.
Unterm Strich
Bei all den Vorzügen generativer KI sind die Resultate bisher eher provisorischer Natur. Die Entwicklung schreitet aber offenbar in Siebenmeilenschritten voran.
Bereits die aktuelle Iteration der Features könnte eingespielte Workflows umkrempeln. Ob das unbedingt in jedem Szenario wünschenswert ist, steht auf einem anderen Blatt. Die Versuchung, bei der Auswahl von Motiven in puncto Bildqualität Abstriche zu machen, war jedenfalls zumindest in Photoshop noch nie so gross.
Wie dem auch sei: Noch ist künstliche Intelligenz nicht mit künstlerischer Intelligenz gleichzusetzen!
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